Leserbriefe Kieler Nachrichten

Zurück an den geplanten Standort

27.12.2013 - Nichts gegen einen Bau von Oskar Niemeyer (wenn man denn auf Grund einer Skizze von 2 Bögen davon sprechen kann). Aber wofür soll das sakrale Bauwerk sein?

Augenscheinlich war die Kapelle für einen anderen Zweck und einen anderen Standort gedacht. Der Zweck war eine Erinnerungskapelle vom Architekten Moritz Kock für seinen Vater, den Bildhauer Hans Kock, und der Standort war auf Gut Seekamp. Das hätte unsere Zustimmung gefunden.

Nun jedoch wird die Kapelle

1. umgewidmet zur Erinnerung an die 228 ertrunkenen Passagiere eines Air-France-Fluges, unter denen sich auch der Münchner Moritz Koch befand und

2. auf einen anderen Standort gestellt. Dieser Standort befindet sich mitten im Landschaftsschutzge­biet auf einer Wiese, auf der bisher Kühe weideten. Es handelt sich um ein Naturdenkmal, eine eiszeitliche Schmelzwasserrinne. Dies wird es nach der Bebauung nicht mehr geben.

Auch wenn laut Verwaltung keine weiteren baulichen Maßnahmen geplant sind, so gehe ich davon aus, dass zumindest Lampen, Zuwegung etc. dazu kommen. Denn was nützt die ganze Barrierefreiheit des Gebäudes, wenn man als Rollstuhlfahrer gar nicht so weit kommt?

Es zeigt sich, dass die Schilkseer Bürger wieder einmal von Herrn Todeskino vor vollendete Tatsachen gestellt werden sollen, genauso wie bei dem Verkauf des Grundstückes am Hohen Ufer vor zwei Jahren. Herr Todeskino gibt außerdem die Zusage für die Stadt Kiel, die Unterhaltung des Gebäudes zu übernehmen. (Ist er dazu berechtigt?) Bei dem Standort kann man davon ausgehen, dass das teuer wird.

Mein Vorschlag: Das Gebäude zurück nach Seekamp, dafür war das Gebäude geplant. Die Kosten werden von einer Stiftung übernommen.

Brigitte Schulz, Kiel

 

 

Ziemlich weit entfernt

3.1.2014 - Errichtung einer Erinnerungskapelle in Kiel für den 2009 geschehenen Absturz eines Passagierflugzeugs im südlichen Atlantik? So schrecklich ein solches Ereignis auch ist, man reibt sich doch verwundert die Augen. Warum in KieI, warum ausgerechnet im Ortsteil Schilksee und - vor allem warum gerade auf einer der wenigen noch unbebauten stadteigenen Grünflächen, die noch dazu unter Naturschutz steht und unmittelbar an die ebenfalls unter Naturschutz stehende Ostsee-Steilküste heranreicht? Eine Erinnerungskapelle für einen Flugzeugabsturz vor der brasilianischen Ostküste? Warum dann nicht gleich auch eine  Gedenkstätte für den Concorde-Absturz 2000, für die Tsunami-Opfer 2004, für das Zugunglück in Eschede 1998 oder den Untergang der Estonia l994? An schrecklichen Katastrophen herrscht leider auf der Welt wahrlich kein Mangel.

Wolfgang Brammen, Kiel

 

Das war ziemlich naiv

31.1.2014 - Nein, Kiel hat keinesfalls die Chance vertan, ein „international bedeutsames Architekturdenkmal“ zu bekommen. Es wäre doch ziemlich naiv zu glauben, dass aus einer Skizze eines „Meisters“ so eben mal von anderen ein Meisterwerk gemacht werden könne. Ein architektonisches Meisterwerk bedarf mindestens dreierlei: einer Vision, absoluter Konsequenz und äußerster Disziplin. Und dann 150% Arbeit und Einsatz aller Beteiligten. Und keine Kompromisse! Nur so konnte ein Meisterwerk eines Künstlerarchitekten der alten Schule entstehen.

Nachdem die veröffentlichten Modelle und Animationen aber schon in ihren Details voneinander abweichen, wird eine gewisse Beliebigkeit deutlich. Insbesondere auch in der Vorstellung, dass der Entwruf hier oder oder gar nicht realisiert werden könnte. Oder zum Beispiel auch in der erkennbaren Suche nach einem Kompromiss, den Eingang vor Niederschlag zu schützen.

Prof. Paul Gerhard Trost, Kiel